Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Chronik 1934

Alois Brei

Grafschafter Chronik 1934

27. Januar 1934

Paul Gerhardt, bis dahin in Leichlingen tätig, wird Bürgermeister in Nordhorn. Er amtiert bis 1945.

29. bis 30. Mai 1934

In Wuppertal-Barmen findet die erste Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche statt. Unter der Leitung von Präses Koch nehmen daran 138 (139?) Delegierte teil. Sie verabschieden die von Karl Barth und anderen ausgearbeitete "Barmer Erklärung", die eine theologisch begründete Distanz zum Nationalsozialismus formuliert. Auch die Spitze der Evangelisch-reformierten Kirche ist eingeladen, doch sie verweigert sich der Einladung. Der wenig später tagende Landeskirchentag (heute Landessynode) billigt und begrüßt die Nichtteilnahme des damaligen Landessuperintendenten D. Dr. Hollweg und spricht sich für die offizielle Reichskirchenleitung aus.

19. August 1934

Nachdem Reichspräsident Hindenburg am 2. August gestorben war, vereinigt Adolf Hitler die Ämter des Reichspräsidenten und der Reichskanzlers auf sich. Am 19. August lässt das Regime eine Volksabstimmung durchführen, durch die die Zusammenlegung der Ämter bestätigt werden solle. In der Grafschaft beteiligen sich 94,2 Prozent der Wahlberechtigten an der Abstimmung, 84 Prozent stimmen mit "Ja", 13 Prozent mit "Nein" und 2,3 Prozent stimmen ungültig ab.

29./30. November 1934

In Detmold gründet sich unter dem Dach des Reformierten Bundes eine reformierte Bekenntnisgemeinschaft, die schon wenige Monate später eintausend Mitglieder zählt. Der Uelsener Pastor Peter Schumacher und andere kritisierten diese Gründung. Sie sehen darin die Gefahr einer Spaltung innerhalb der Reformierten Kirche. Sie formulieren die "Arkeler Thesen", die sich positiv zur Bekennenden Kirche äußern, sich aber von einer Bekenntnisgemeinschaft innerhalb der Reformierten Kirche distanzieren. 

21. Dezember 1934

Im Pfarrhaus des Pastor Schumacher in Uelsen treffen sich Prof. Karl Barth, Landessuperintendent D. Dr. Hollweg sowie die Pastoren C. O. Voget und P. Schumacher zu einem Gespräch. In den Abendstunden verfasst Karl Barth als Resultat dieses Gespräches das "Uelsener Protokoll", welches dann am folgenden Tag auch vom dazugerufenen Pastor Middendorff aus Schüttorf unterzeichnet wird.


Der "Grenzbote - Das Organ für die Evangelisch-Altreformierten Kirche in Niedersachsen" bemerkt dazu: Ähnlich wie in Barmen I und der Frage 1 des Heidelberger Katechismus wurde in der ersten These das Bekenntnis zu dem einen Herrn Jesus Christus betont. Die zweite These bedeutete eine indirekte Abwendung vom Reichskirchlichen Regiment und eine Hinwendung zur Bekennenden Kirche. So jedenfalls wird es von Karl Barth verstanden. Die Pastoren Hollweg und Voget schließen sich aber auch weiterhin nicht der Bekennenden Kirche an. Die Landeskirchenleitung begrüßt zwar das Protokoll, behielt aber den »Status quo« bei.


So hatte das Protokoll keine praktischen Folgen für die Reformierte Kirche. Anders als in der Barmer Erklärung finden sich im Uelsener Protokoll keine Verwerfungsthesen. Es wird nicht deutlich gesagt, wogegen man sich ausspricht. So blieb das Protokoll zu undeutlich. Karl Barth brachte in einem Brief an Thurneysen seine Enttäuschung zum Ausdruck und sah sich im Nachhinein von Dr. Hollweg und Schumacher "über den Tisch gezogen".

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