Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Chronik 1941

Alois Brei

Grafschafter Chronik 1941

13. Juni 1941

Nach einem Bericht der "Nordhorner Nachrichten" haben die Kinder der Burgschule 783 kg Knochen, 2083 kg Alttextilien, 8176 kg Papier, 272 kg Buntmetalle (Blei, Messing, Kupfer, Aluminium, Zinn), 13 213 kg Alteisen, also insgeamt 24,5 t Altstoffe gesammelt. Fast jeden Morgen kommen die Kinder mit Altstoffen auf Bollerwagen, in Säcken, Körben, Handtaschen usw. zur Schule. Am 1. April erhält einer der besten Sammler als Auszeichnung 1 Paar neue Schuhen, andere erhalten Buchgeschenke und die Mädchen silberne Armringen.


Im Kriegssommer 1941 werden alle Schulen zur Heilkräutersammlung herangezogen. Von den älteren Jahrgängen aller Schulen müssen vorgeschriebene Mengen bestimmter Kräuter gesucht werden. Von der Burgschule sind 164 Schüler sammelpflichtig. Mitte Mai begann die Sammlung von Schöllkraut und Gänsefingerkraut, danach Huflattich u. Brombeerblättern, Schachtelhalm und Holunderblüten. Bei Beginn der Sommerferien stehen getrocknet zur Ablieferung bereit: 25 kg Gänsefingerkraut, 8 kg Huflattich, 4 ½ kg Schöllkraut, 33 kg Brombeerblätter, 27 kg Schachtelhalm und 26 kg Holunderblüten

22. Juni 1941

Die Schulchronik der Volksschule Scheerhorn kommentiert Lehrer Trinkler, der stellvertretende Kreisleiter der NSDAP, den deutschen Überfall auf die Sowjetunion so:  Am 22. Juni verkündeten Sondermeldungen u. Aufrufe dem deutschen Volke den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Rußland. Ungeheures Kriegsmaterial und riesige Menschenmassen hatten die Bolschewisten auf die Beine gebracht und an der Grenze aufmarschieren lassen, um Deutschland und ganz Europa zu zermalmen u. zu vernichten. Aber die sieggewohnte deutsche Wehrmacht überrannte die russischen Horden und vernichtete sie millionenfach in großen Kesselschlachten und drang bis vor Moskau vor. Erst der unerwartet früh und unvorhergesehen hart eintretende Winter gebot dem Vormarsch Einhalt. Nun kamen auch hier in Hoogstede viele Transporte bolschewistischer Kriegsgefangener ein (an). Abscheu erweckende Gestalten, denen man in Kleidung und Haltung die Bestie in Menschengestalt ansieht. Zerlumpt, verhungert, ziehen sie ab nach Bathorn. Große Aufregung gibt es in der ganzen Gegend hier, als einer solchen Bestie die Flucht gelingt und er eine Frau Schomaker aus Bathorn ermordet. Er wird glücklicherweise gefaßt und der Tod am Galgen unter Teilnahme der anderen Gefangenen im Lager Alexisdorf ist sein gerechter Lohn.

Die Behandlung russischer Kriegsgefangener 1941

In der Schulchronik Alexisdorf heißt es: Als der Krieg mit Rußland begann, legte sich erst ein Schrecken über das Land. Als dann die großen Siegesnachrichten kamen, faßten die Menschen neuen Mut. Mit diesen Nachrichten kamen aber auch Gerüchte und Erzählungen über Grausamkeiten an der Ostfront nach hier. Als daher die ersten Gefangenentransporte erschienen, war die Einstellung der Bevölkerung gegenüber den russischen Soldaten feindlich und verbittert.


Diese Antipathie wurde noch gesteigert, als ein russischer Gefangener bei seiner Flucht die Frau Schomaker, Bathorner Diek, tötete. Die ganze männliche Bevölkerung wurde aufgeboten, den Flüchtling zu suchen. So sah man Trupps mit dicken Knüppeln bewaffnet, die die Gegend durchstreifen. Bei Wietmarschen wurde der Russe schließlich gestellt und nach seiner Aburteilung im Lager Alexisdorf aufgehängt. Die Bevölkerung war wie im Fieber. Sie schlossen nachts ihre Häuser ab. Viele wagten sich nachts nicht allein nach draußen.


Die Russen, die nur in größeren Abteilungen unter schwerer Bewachung zum Kultivieren und Straßenbau eingesetzt wurden, hatten schwer unter der Wut des Volkes zu leiden. Sie wurden zum Teil angetrieben wie das Vieh. Täglich brachen welche von ihnen zusammen vor totaler Erschöpfung. Man zweifelte manchmal an der Moral der Menschen. Aber schließlich ging auch das vorüber. Heute haben sich die Menschen wieder beruhigt. Jetzt möchte schon mancher gern einen Russen als Arbeitskraft haben. Besonders die russischen Zivilarbeiter sind gesuchte Leute. So greift der Krieg immer tiefer in das Leben dieser Gegend ein.


Quelle: Schulchronik der Schulgemeinde Alexisdorf und ihrer Häuser: Bd. 3: 1940-1979. Transkribiert von Dieter Brockfeld, S. 47-48.

Die Behandlung russischer Kriegsgefangener 1941 (2)

Der Lehrer und NSDAP-Ortsgruppenleiter von Scheerhorn schreibt über den Angriff auf die Sowjetunion und die Tötung eines russischen Kriegsgefangenen in seiner Gemeinde: 


Wieder einmal kam der Führer mit seiner Wehrmacht den Feinden zuvor. Und am 22. Juni verkündeten Sondermeldungen u. Aufrufe dem deutschen Volke den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Rußland. Ungeheures Kriegsmaterial und riesige Menschenmassen hatten die Bolschewisten auf die Beine gebracht und an der Grenze aufmarschieren lassen, um Deutschland und ganz Europa zu zermalmen u. zu vernichten. Aber die sieggewohnte deutsche Wehrmacht überrannte die russischen Horden und vernichtete sie millionenfach in großen Kesselschlachten und drang bis vor Moskau vor.


Erst der unerwartet früh und unvorhergesehen hart eintretende Winter gebot dem Vormarsch Einhalt. Nun kamen auch hier in Hoogstede viele Transporte bolschewistischer Kriegsgefangener an. Abscheu erweckende Gestalten, denen man in Kleidung und Haltung die Bestie in Menschengestalt ansieht. Zerlumpt, verhungert, ziehen sie ab nach Bathorn.


Große Aufregung gibt es in der ganzen Gegend hier, als einer solchen Bestie die Flucht gelingt und er eine Frau Schomaker aus Bathorn ermordet. Er wird glücklicherweise gefaßt und der Tod am Galgen unter Teilnahme der anderen Gefangenen im Lager Alexisdorf ist sein gerechter Lohn.


Quelle: Chronik der Schulgemeinde Scheerhorn-Berge. Bd. 1: 1897-1944. Transkribiert von Gerrit Jan Beuker, ergänzt von Karin Geerdes, S. 54-55.


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