Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Chronik 1944

Alois Brei

Grafschafter Chronik 1944

11. Januar 1944

Am ersten Unterrichtstag des neuen Jahres sind die Kinder der Burgschule Nordhorn 4 Stunden im Luftschutzraum. In der Schulchronik heißt es:  Dieser erste Schultag war sozusagen das Anfangsglied einer großen Anzahl von Störungen des Unterrichts im Laufe des Jahres. In der Woche vom 28.2. bis 4.3. fielen beispielsweise 55 ½ Unterrichtsstunden aus.

Februar/März 1944

Der Lehrer in Bimolten notiert in der Schulchronik: Über uns spielt sich eine regelrechte Luftschlacht ab. Im Felde notlandet ein amerikanischer Bomber (4motorig). Die Besatzung setzt das Flugzeug in Brand ...  Es mehren sich die Fälle, daß auch deutsche Flugzeuge abgeschossen werden. Bereits am 9.10.43 sah ich den Todesflug der Majors Phillips, der in Richtung Veldhausen angeschossen wurde und in Wielen abstürzte. Sein Fallschirm soll sich im Leitwerk verfangen haben. Er fand dabei den Tod. - Insgesamt so erzählt man sich, sollen am 10.2.44 18 Flugzeuge in der Grafschaft abgeschossen sein In Hohenkörben 1 Dtsches, in Lohne 2 Dtsche, u. 2 amerik, in Bimolten 1 amerik., Klausheide 2, Egnden 4. in Brandlecht 1 amerik., Gölenkamp 1 Dtsches, Großringe 1 Dtsches, Itterbeck 1 amerik., Wilsum 1 amerik., Bakelde 1 Dtsches. -


21. Febr. 44: Heute sahen wir den ersten Masseneinflug von feindl. Flugzeugen. Wir zählen 570, die nördl. von uns in westöstlicher Richtung an uns vorüberziehen. Auch durch den Süden ziehen viele Flugzeuge, die wir der Sonne wegen nicht sehen können. Am 24. zählen wir mehr als 300 Flugzeuge. Fast jeden Tag verlassen die Schüler vorzeitig die Schule, da die Alarmsirenen von Nordhorn her Alarm melden. - 22. Febr. 44: Heute wurde Lingen angegriffen. Es sollen 30 Menschen umgekommen sein. - 6. März 44: Auf dem Rückflug steigen über uns vier Flieger mit Fallschirmen aus. Einer landet bei Assink vor der Tür, ein andrer bei Baal und zwei weitere im Felde. - 24. März 44: Abends sehe ich kurz nacheinander 10 Flugzeuge brennend abstürzen.

3. März 1944

Jährlich werden Schüler zur Aufnahme in die Nationalpolitische Erziehungsanstalt "Emsland" in Haselünne überprüft. Die Schulchronik der Burgschule berichtet: Am 3.3. wurde im Lehrerzimmer der Burgschule eine vorläufige Auslese von Schülern für die NPEA „Emsland“ getroffen durch den Leiter der Anstalt Herrn Obersturmführer Jahn. Es waren 5 Prüflinge: 1 Bentheimer + 4 Nordhorner (alle von der Burgschule), 1 Nordhorner mußte als Brillenträger ausscheiden, 3 Nordhorner kamen in engere Wahl, davon ist einer endgültig in die NPEA aufgenommen.

4. November 1944

Der Zeichensaal, die Schulküche, das Lehrerzimmer und das Kartenzimmer der Altendorfer Schule werden für die Wehrmacht beschlagnahmt. 14 Tage später, am 20.11., belegt die Luftwaffe sämtliche Klassenräume. Die Lehrkräfte werden zu anderen Tätigkeiten, z.B. im Bahnhofsdienst oder in der Stadtverwaltung herangezogen. Am 20.11. wird die Schule bis auf weiteres geschlossen.

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