Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Flucht-1945

Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte

Flucht aus Ostpreußen

Ein Bericht von Pia und Marlene R. aus der Klasse 5 c des Burggymnasiums Bad Bentheim, Ergebnis einer Befragung im Rahmen des "Projekt Zeitzeugen"
Über das Frische Haff flohen viele Menschen im Winter 1944/45 - Bild: AB
Während des zweiten Weltkrieges wurden wir aus unserer Heimat Ostpreußen vertrieben. Am 21.1.1945 floh ich mit meiner Mutter und meinen Geschwistern von Eichenwalde–Mittenheide auf Soldatenwagen zum Bahnhof nach Niedersee. Mit dem Zug fuhren wir von dort über Bartenstein nach Stablack bis wir in Leisunen ankamen.

In einem Treck von Planwagen mussten wir über das zugefrorene Frische Haff. Die meiste Zeit mussten wir laufen und da es bitterkalt war, haben wir alle sehr gefroren. Es gab auch Menschen, die im Eis eingebrochen und gestorben sind. Wenn wir Glück hatten, wurden wir von Soldaten auf Wagen mitgenommen. Manchmal gab es am Rande des Haffs ein Feuer und wir konnten uns ausruhen und uns ein wenig die Füße wärmen. Zu essen gab es nur trockenes Brot und kalte Suppe. Wir verbrachten zwei Tage und eine Nacht auf dem Haff bis wir in Neutief ankamen.

Von Neutief ging der Treck weiter nach Pillau und von dort nach Neuhäuser, wo wir von Februar bis Mitte April 1945 in einer alten Schule bleiben konnten. Am 12. April 1945 mussten wir von Neuhäuser zurück nach Pillau, weil wir von dort aus mit dem Transportschiff „Lappland“ weiterreisen sollten nach Dänemark. Nach 4 Tagen, am 16. April 1945, kamen wir in Kopenhagen an. Wir haben Glück gehabt, denn das Schiff „Wilhelm Gustloff“, das bereits früher nach Dänemark abgefahren war, hatte sein Ziel nicht erreicht und war mit vielen Flüchtlingen untergegangen .

Von Kopenhagen wurden wir auf die Insel Fühnen gebracht, wo wir in einer Schule untergebracht wurden. Von der Insel Fühnen mussten wir nach Graske und von dort nach Aalborg, wo wir am 10.5.1945, am Tag der Kapitulation, ankamen. Wir lebten bis Oktober 1948 in einem Flüchtlingslager. Dort hatten wir zu essen und es gab ein wenig Unterricht, aber keine Hefte und Schulbücher; geschrieben haben wir auf Toilettenpapier. Da eine Tante von uns bereits in Bentheim lebte, wurden auch wir Mitte Oktober 1948 dort hingebracht.
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