Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Kriegsgefangene

Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte

Kriegsgefangene

Die folgenden Auszüge sind den Schulchroniken der Schulgemeinde Alexisdorf und Schulgemeinde Scheerhorn-Berge entnommen.

Kriegsgefangene in Alexisdorf 1940

In den Gefangenenlagern tauchten gefangene Holländer auf. Bald setzte ein ununterbrochener Zug von Gefangenen ein: Belgier, Engländer, Franzosen, Neger usw. Das war ein Kommen und gehen, da die Lager Bathorn und Alexisdorf Durchgangslager waren. Das Lager zeitweise 2000 – 3000 Gefangene, die in den Baracken und schnell errichteten Zelten untergebracht wurden. Die Kinder sammelten fremde Stahlhelme und was es sonst noch gab.

Mit der Zeit wurde das Lager Alexisdorf Stammlager. Die Gefangenen wurden zu Arbeiten eingesetzt. So bauten sie die Straße zum Lager und planierten und kultivierten den Lagerplatz und als Austausch für das Straßengelände einen Teil des Grundes von Pächter Meyer.

In das Haus des Kulturbauamtes zog Oktober 1940 Herr Inspektor W. Sperling und begann mit Gefangenen (100 – 200) die Kultivierung des Klein-Ringer Feldes (auf diesem Gebiet sollen 14 Siedlerstellen entstehen. Zwei Straßen werden hindurchgeführt werden. …). …

Ein Teil der Bauern nehmen [!] sich Gefangene als Arbeitskräfte. Diese sind in der alten Schule in Groß-Ringe und im Lager stationiert. Und so sieht man hier oft die erdfarbene Uniform der Gefangenen. Besonders bei der Kartoffelernte haben die Gefangenen geholfen, da die Arbeitskräfte wegen der zahlreichen Einberufungen knapp sind und auch die Kinder dieses Mal nicht so helfen konnten wie sonst, da die Herbstferien ausfielen.

Quelle: Schulchronik der Schulgemeinde Alexisdorf und ihrer Häuser: Bd. 3: 1940-1979. Transkribiert von Dieter Brockfeld, S. 30-31, 33.

Die Behandlung russischer Kriegsgefangener nach der Schulchronik Alexisdorf 1941

Als der Krieg mit Rußland begann, legte sich erst ein Schrecken über das Land. Als dann die großen Siegesnachrichten kamen, faßten die Menschen neuen Mut. Mit diesen Nachrichten kamen aber auch Gerüchte und Erzählungen über Grausamkeiten an der Ostfront nach hier. Als daher die ersten Gefangenentransporte erschienen, war die Einstellung der Bevölkerung gegenüber den russischen Soldaten feindlich und verbittert.

Diese Antipathie wurde noch gesteigert, als ein russischer Gefangener bei seiner Flucht die Frau Schomaker, Bathorner Diek, tötete. Die ganze männliche Bevölkerung wurde aufgeboten, den Flüchtling zu suchen. So sah man Trupps mit dicken Knüppeln bewaffnet, die die Gegend durchstreifen. Bei Wietmarschen wurde der Russe schließlich gestellt und nach seiner Aburteilung im Lager Alexisdorf aufgehängt.

Die Bevölkerung war wie im Fieber. Sie schlossen nachts ihre Häuser ab. Viele wagten sich nachts nicht allein nach draußen. Die Russen, die nur in größeren Abteilungen unter schwerer Bewachung zum Kultivieren und Straßenbau eingesetzt wurden, hatten schwer unter der Wut des Volkes zu leiden. Sie wurden zum Teil angetrieben wie das Vieh. Täglich brachen welche von ihnen zusammen vor totaler Erschöpfung.

Man zweifelte manchmal an der Moral der Menschen. Aber schließlich ging auch das vorüber. Heute haben sich die Menschen wieder beruhigt. Jetzt möchte schon mancher gern einen Russen als Arbeitskraft haben. Besonders die russischen Zivilarbeiter sind gesuchte Leute. So greift der Krieg immer tiefer in das Leben dieser Gegend ein.

Quelle: Schulchronik der Schulgemeinde Alexisdorf und ihrer Häuser: Bd. 3: 1940-1979. Transkribiert von Dieter Brockfeld, S. 47-48.

Der Lehrer und NSDAP-Ortsgruppenleiter von Scheerhorn über den Angriff auf die Sowjetunion und die Tötung eines russischen Kriegsgefangenen in seiner Gemeinde

Der Verlauf des Krieges: Wieder einmal kam der Führer mit seiner Wehrmacht den Feinden zuvor. Und am 22. Juni verkündeten Sondermeldungen u. Aufrufe dem deutschen Volke den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Rußland. Ungeheures Kriegsmaterial und riesige Menschenmassen hatten die Bolschewisten auf die Beine gebracht und an der Grenze aufmarschieren lassen, um Deutschland und ganz Europa zu zermalmen u. zu vernichten.

Aber die sieggewohnte deutsche Wehrmacht überrannte die russischen Horden und vernichtete sie millionenfach in großen Kesselschlachten und drang bis vor Moskau vor. Erst der unerwartet früh und unvorhergesehen hart eintretende Winter gebot dem Vormarsch Einhalt. Nun kamen auch hier in Hoogstede viele Transporte bolschewistischer Kriegsgefangener ein (an). Abscheu erweckende Gestalten, denen man in Kleidung und Haltung die Bestie in Menschengestalt ansieht. Zerlumpt, verhungert, ziehen sie ab nach Bathorn.

Große Aufregung gibt es in der ganzen Gegend hier, als einer solchen Bestie die Flucht gelingt und er eine Frau Schomaker aus Bathorn ermordet. Er wird glücklicherweise gefaßt und der Tod am Galgen unter Teilnahme der anderen Gefangenen im Lager Alexisdorf ist sein gerechter Lohn.

Quelle: Chronik der Schulgemeinde Scheerhorn-Berge. Bd. 1: 1897-1944. Transkribiert von Gerrit Jan Beuker, ergänzt von Karin Geerdes, S. 54-55.

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