Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Niederlande

Der Unabhängigkeitskampf der Niederlande

Ab 1555 regierte König Philipp II. als Nachfolger seines Vater Karl V. die Länder der spanischen Krone. Dazu gehörten Spanien, die Niederlande, die Königreiche Neapel, Sardinien und Sizilien, das Herzogtum Mailand sowie das spanische Kolonialreich in Süd- und Mittelamerika.

Zur seiner Zeit umfassten die Niederlande noch 17 Provinzen. Sie umfassten die heutigen Niederlande, Belgien, Luxemburg und einen Teil von Nordfrankreich. Vor allem in den Nordprovinzen fand der Calvinismus im Verlauf des 16. Jahrhunderts zunehmend Anhänger. Dem streng katholischen spanischen König galten die Calvinisten als Ketzer, deren Treiben er durch die Inquisition und andere gegenreformatorische Maßnahmen Einhalt zu gebieten suchte. Als er außerdem Freiheiten des niederländischen Adels einschränkte, führte dies zu zunehmendem Widerstand.
Die Belagerung von Oldenzaal 1626 mit einer Darstellung der Zerstörung der Burg Lage - Abbildung: gemeinfrei
Einige Mitglieder des Staatsrates unter Führung Wilhelm von Oraniens und des Grafen Egmont forderten das Ende von Inquisition und Verfolgung. In den Kirchen kam es zu Bilderstürmereien. Philipp ließ zwar die Inquisition aufheben, entsandte jedoch Truppen unter dem Statthalter Fernando de Toledo, dem Herzog von Alba. Dieser ließ die Aufständischen durch Sondergerichte aburteilen, es kam zu mehr als 6000 Hinrichtungen, darunter die des Grafen Egmont. Der Widerstand verstärkte sich dadurch erst recht.

In der Schlacht von Heiligerlee 1568 trafen beide Seiten militärisch aufeinander. Mit dieser Schlacht begann der „Achtzigjährige Krieg“. Dieser Krieg bestand aus vielen einzelnen Konflikten und Kämpfen, die sich über einen langen Zeitraum erstreckten. Zwischen 1609 und 1621 galt ein Waffenstillstand.

Am 25. Januar 1579 schlossen sich die nördlichen Provinzen, deren Bevölkerung inzwischen überwiegend dem reformierten Bekenntnis anhing, zur Utrechter Union zusammen. Zwei Jahre später erklärten diese „Generalstaaten“ ihre Unabhängigkeit vom König von Spanien und ernannten Wilhelm I. von Oranien zum Statthalter. Damit war die Trennung von den Spanischen Niederlanden vollzogen, aus denen später Belgien und Luxemburg hervorgingen.

Anfangs waren die Spanier militärisch erfolgreich. Die Städte Oldenzaal und Lingen zum Beispiel wurden zwar 1597 von Moritz von Nassau für die Generalstaaten eingenommen. Acht Jahre später erfolgte die Rückeroberung durch spanische Truppen unter dem Grafen Spinola. Es heißt, die katholisch gebliebene Bevölkerung habe dies als Erleichterung empfunden, konnte sie doch weiter den gewohnten Glauben praktizieren.

1609 wurde ein 12jähriger Waffenstillstand vereinbart, der weitgehend hielt. Nach dessen Ende hatten sich die Verhältnisse in Europa jedoch grundlegend verändert, denn seit 1618 tobte der Dreißigjährige Krieg.

Ab 1621 flammten auch in den Niederlanden neue Kämpfe auf. Nun häuften sich die militärischen Erfolge der Generalstaaten, denn die Niederländer hatten die spanische Silberflotte erbeutet. Sie konnten somit viel leichter neue Truppen finanzieren. Kriege kosteten viel Geld, denn das Kriegshandwerk wurde vorwiegend von Söldnern ausgeübt.

Hinzu kam, dass die Niederlande inzwischen wirtschaftlich prosperierten. Sie hatten einen groß angelegten Überseehandel begonnen. Niederländische Seefahrer jagten Wale, betrieben Gewürzhandel mit Indien und Indonesien, sie gründeten Kolonien im südlichen Afrika, in Brasilien, der Karibik und Nordamerika.

Die Städte und Provinzen wurden reich, nicht zuletzt, weil sie von wohlhabenden Bürgern und nicht von einem König oder von Landadligen regiert wurden. Während über weite Teile des heutigen Deutschland Verwüstung, wirtschaftlicher Niedergang und soziale Katastrophen hereinbrachen, begann in den Niederlanden das „Goldene Zeitalter“, in dem nicht nur Handel und Gewerbe, sondern auch die niederländische Malerei aufblühten.

Auch die Grafschaft Bentheim war von den Kampfhandlungen betroffen. Im Sommer des Jahres 1626 belagerte der Statthalter von Groningen, Ernst Casimir von Nassau, die Stadt Oldenzaal. Die Stadt wurde eingenommen. Unmittelbar danach setzte er Truppen gegen die Burg Lage in Marsch, die von einer spanischen Besatzung gehalten wurde. Dieses "Raubritternest van Vriesland" wurde von den Niederländern gesprengt, die Spanier vertrieben.

Der 80jährige Krieg kam erst 1648 durch den Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück zu einem Abschluss, durch den auch der Dreißigjährige Krieg beendete wurde. Die "Republik der Vereinigten Niederlande" erhielt ihre Unabhängigkeit. Der südliche Teil der Niederlande blieb spanisch, erst im 19. Jahrhundert wurde daraus das Königreich Belgien.

Quelle: Lage - Geschichte und Geschichten, herausgegeben von den Dorf-, Burg- und Mühlenfreunden Lage, 2008
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