Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Seidenraupenzucht

Alois Brei

Heilkräutersammlungen und Seidenraupenzucht

Bereits im Dezember 1934 sammelten die Schulkinder der Wilsumer Volksschule wie überall in der Grafschaft Holz, Torf und Kartoffeln für das Winterhilfswerk. In den folgenden Jahren folgten immer wieder Sammlungen, u. a. von Gemüse, Lebensmitteln, Heilkräutern und Altmaterial. Bei den Heilkräutersammlungen hatte jedes Kind eine vorgeschriebene Menge in der Schule abzugeben.
1943: Getrocknete Heilkräuter werden aus Wilsum zur Schule nach Uelsen gebracht - Bild: Ortsarchiv Wilsum
Auf dem Dachboden von Frau Hindersmann in der damaligen Küsterwohnung an der Nordseite der Kirche wurden die Kräuter getrocknet. Die Kinder trampelten oft auf dem Dachboden herum und kümmerten sich wenig um die starken Kopfschmerzen der alten Dame. In gewissen Abständen brachten die Schulkinder die getrockneten Kräuter in Säcken mit dem Fahrrad oder mit Pferd und Ackerwagen von Wilsum zur Schule nach Uelsen.

In den Jahren 1942, 1943 und 1944 versuchte sich die Wilsumer Schule in der Seidenraupenzucht. Die Seide sollte zur Herstellung von Fallschirmen dienen. Die Raupen ernährten sich von den Blättern der Maulbeerbäume, die im Schulgarten zwischen dem Gehöft Tyman und dem Pastorat wuchsen. Anfangs waren 272 Sträucher angepflanzt.

Nach dem Kriege befanden sich noch eine Maulbeerbaumhecke zwischen Pausenhof und dem Weg zum Friedhof, sowie zwei größere Maulbeerbäume auf dem hinteren Platz, die schwarzviolette, brombeerähnliche Früchte trugen. An der Längswand in der ersten Klasse war ein Regal aufgestellt.

Es hatte insgesamt etwa eine Länge von 2-3 Meter, eine Höhe von 1,50 bis 2 Meter, sowie eine Tiefe von 60-70 cm. Das Regal war in Fächer aufgeteilt, die den Raupen als Behausung dienten. Die Kokons der Puppen wurden an die Mitteldeutsche Spinnhütte in Celle gesandt.

Quellen: Alois Brei, Die Dorfschule, in: Wilsum 851 - 2012, Die Geschichte eines Dorfes, Wilsum 2012
Ein Maulbeerbaum auf dem Schulhof der Volksschule Wilsum 1943 - Bild: Ortsarchiv Wilsum
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