Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte


Wahlresultate

Helmut Lensing

Ergebnisse der Abstimmungen 1933 bis 1938

In der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 war die Bevölkerung im Deutschen Reich zu mehreren Wahlen zum Reichstag aufgerufen, außerdem fanden Referenden statt, die außer 1934 gleichzeitig mit der Reichstagswahl abgehalten wurden. Die Abstimmungen hatten nicht den Charakter von freien Wahlen, sondern waren Scheinwahlen: Die nationalsozialistische Führung versuchte, ihr Regime durch eine angebliche Zustimmung durch das Volk zu legitimieren. Seit dem Ermächtigungsgesetz von 1933 war der Reichstag entmachtet, da auch die Reichsregierung Gesetze erlassen durfte.

Die nationalsozialistische Regierung übernahm das bestehende Wahlrecht der Weimarer Republik. Damit waren offiziell freie und geheime Wahlen mit Wahlurnen, Wahlzettel und Wahlkabinen vorgeschrieben. Rechtlich gesehen mussten die Abstimmungen durch einen Wahlvorstand während des Urnengangs überwacht werden. Alle Reichsbürger, die mindestens 20 Jahre alt waren verfügten über das aktive Wahlrecht. Das passive Wahlrecht hatten alle Staatsangehörigen, die mindestens 25 Jahre alt waren.

Die Wahlen vom 5. März 1933

Adolf Hitler war am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt worden. Um eine politische Mehrheit und damit durch die in Hitlers „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“ (NSDAP) gepflegte Führerideologie überall willfährige Parlamente zu erhalten, ließ Hitler nach dem propagandistisch breit ausgeschlachteten Reichstagsbrand Ende Februar Neuwahlen in allen Parlamenten für März 1933 ausrufen.

Zwar wurden die „Kommunistische Partei Deutschlands“ (KPD), die „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) und die katholische „Zentrumspartei“ durch Verhaftungen von Parteimitgliedern, Zeitungs- und Sammlungsverboten sowie durch die nationalsozialistische Durchdringung des Rundfunks und die ersten massiven Beeinträchtigungen der Grundrechte stark geschwächt.

Obwohl die Wahlen keineswegs ganz frei waren und sicherlich keine Chancengleichheit bestand, gewann die NSPD im Reichstag nicht die angestrebte absolute Mehrheit. Doch im Verein mit den Deutschnationalen wurden rasch Grundrechte außer Kraft gesetzt, Verbände, Institutionen und staatliche Behörden auf NS-Kurs gebracht. Die unter Druck gesetzten Parteien lösten sich auf oder wurden verboten. Nachdem sich mit dem Zentrum die letzte konkurrierende Partei Anfang Juli 1933 aufgelöst hatte, herrschte die NSDAP allein. Umgehend wurde die Neugründung von Parteien verboten.

Hier noch einmal die Wahlergebnisse von 1919 bis 1933, die Ergebnisse vom 5. März 1933 ganz rechts.

 

1919

1920

1924 I

1924 II

1928

1930

1932 I

1932 II

1933

Wahlber.

22.661

22.784

25.155

25.878

30.020

32.244

34.216

34.402

34.992

Wähler

 

18.562

19.270

19.114

20.588

26.497

29.223

28.288

31.669

ungültig

 

47

318

260

443

82

127

128

187

gültig

19.424

18.515

18.952

18.854

20.145

26.415

29.096

28.160

31.482

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wahlbet.

85,7%

81,5%

76,6%

73,9%

68,6%

82,2%

85,4%

82,2%

90,5%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SPD

3012

3612

2850

3431

3794

3453

3249

3174

2730

 

15,5%

19,5%

15,0%

18,2%

18,8%

13,1%

11,2%

11,3%

8,7%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zentrum

3074

2852

3009

3304

3505

4840

5117

4978

5359

 

15,8%

15,4%

15,9%

17,5%

17,4%

18,3%

17,6%

17,7%

17,0%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DDP/

8749

3410

1067

1370

810

706

112

86

67

DStP  1

45,0%

18,4%

5,6%

7,3%

4,0%

2,7%

0,4%

0,3%

0,2%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DVP 2

4221

4062

2393

3346

2380

856

183

409

223

 

21,7%

21,9%

12,6%

17,7%

11,8%

3,2%

0,6%

1,5%

0,7%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DNVP/

169

2334

6074

5493

1497

1008

1893

2438

2442

KFSWR 3

0,9%

12,6%

32,0%

29,1%

7,3%

3,8%

6,5%

8,7%

7,8%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DHP/

193

1869

970

586

576

392

62

171

54

KVP 4

1,0%

10,1%

5,1%

3,1%

2,9%

1,5%

0,2%

0,6%

0,2%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

USPD 5

3

309

21

 

 

12

 

 

 

 

0,0%

1,7%

0,1%

 

 

0,0%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

KPD 6

 

56

354

330

505

1155

1703

1867

1490

 

 

0,3%

1,9%

1,8%

2,5%

4,4%

5,6%

6,6%

4,7%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

VSB/ 7

 

 

888

762

445

6060

14.185

12.443

16.820

NSDAP 8

 

 

4,7%

4,0%

2,2%

22,9%

48,8%

44,2%

53,4%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CSVG/ 9

 

11

1041

167

62

 

 

 

 

CSRP 10

 

0,0

5,5%

0,9%

0,3%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CSVD 11

 

 

 

 

 

6399

2478

2438

2292

 

 

 

 

 

 

24,2%

8,5%

8,7%

7,3%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CNBLP/ 12

 

 

 

 

5403

870

40

 

 

DL  13

 

 

 

 

26,8%

3,3%

0,1%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

WP 14

 

 

 

 

725

490

28

11

 

 

 

 

 

 

3,8%

1,9%

0,1%

0,0%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Volksrecht 15

 

 

 

 

75

17

17

4

 

 

 

 

 

 

0,4%

0,1%

0,0%

0,0%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Deutschsoz. 16

 

 

210

52

25

 

 

 

 

 

 

 

1,1%

0,3%

0,1%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DBP 17

 

 

 

 

196

20

 

 

5

 

 

 

 

 

1,0%

0,1%

 

 

0,0%

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonstige

 

 

75

13

147

137

29

141

 

 

 

 

0,4%

0,0%

0,7%

0,5%

0,1%

0,5%

 

Die „Wahlen“ vom November 1933

Als im Herbst 1933 die NS-Diktatur fest im Sattel saß, beraumte Hitler eine „Volksabstimmung“ und eine „Reichstagswahl“ an. Mit der „Volksabstimmung“ wollte Hitler sich eine plebiszitäre Rückendeckung für den Austritt aus dem Völkerbund verschaffen – und damit verbunden ein Ende von Verpflichtungen zur Einhaltung von Rüstungsbeschränkungen und andere politische Auflagen. Verhandlungen zur militärischen Gleichstellung Deutschlands mit den Siegermächten des Ersten Weltkriegs waren zuvor gescheitert.

Zeitgleich fand am 12. November 1933 auch eine „Reichstagswahl“ statt. Im März 1933 waren neben den Nationalsozialisten und den verbündeten Deutschnationalen auch Vertreter anderer Parteien gewählt worden. Inzwischen waren außer der NSDAP alle übrigen Parteien verboten oder aufgelöst worden. So gab es nun auch nur eine Liste der NSDAP mit einigen parteilose „Gästen“.

Auf dem Stimmzettel standen nur die Namen der ersten Bewerber der NSDAP-Wahlkreisliste und ein Kreis zum Ankreuzen. Wer sich einer Wahl der NSDAP verweigern wollte, hatte nur die Möglichkeit, ungültig zu wählen oder sich der Wahl zu entziehen. Daher setzte schon früh eine Propaganda zur Wahlteilnahme ein, in der alle NS-Verbände einbezogen waren.

In der Grafschaft lag die Wahlbeteiligung dann bei 97,8 Prozent, damit deutlich über den Schnitt im Wahlkreis Weser-Ems mit 94,3 Prozent. Nordhorn hatte lediglich 93,8 Prozent Wahlbeteiligung, wobei auch noch 8,5 Prozent ungültig votierten. Höher war die Zahl der ungültigen Stimmen etwa in Gildehaus mit 10,4 Prozent oder in den altreformierten Hochburgen, so in Emlichheim mit 14,3 Prozent oder in Echteler, wo bei einer Wahlbeteiligung von 75,8 Prozent ganze 38,3 Prozent aller Wahlberechtigten ungültig votierten. Aber angesichts des insgesamt überwältigenden Votums, das natürlich nicht ganz ohne Zwang und Beeinflussung herbeigeführt worden war, titelte die „Schüttorfer Zeitung“ vom 13. November 1933 enthusiastisch: Das Bekenntnis zum Führer.
Die „Volksabstimmung“ vom August 1934

Der greise Reichspräsident Paul von Hindenburg war am 2. August 1934 gestorben. Als sich dessen Ableben abzeichnete, schuf Reichskanzler Hitler am 1. August die gesetzlichen Grundlagen für eine Zusammenlegung des Reichskanzler- und des Reichspräsidentenamtes. Das Gesetz trat mit dem Tode Hindenburgs in Kraft.

Hitler ließ sich dann seine neue Machtfülle am 19. August in einem Volksentscheid nachträglich pseudodemokratisch absegnen. Auf dem Stimmzettel wurde der Wähler gefragt, ob er die im Gesetz getroffene Entscheidung, die beiden Ämter zu vereinigen und die Befugnisse des Reichspräsidenten auf Adolf Hitler zu übertragen, zustimme. Man konnte mit „Ja“, „Nein“ oder auch ungültig votieren. Das Regime hatte nur wenig Zeit, die Bevölkerung propagandistisch zu bearbeiten. So fiel dann auch das Ergebnis deutlich schlechter als von der Regierung erwartet aus, vor allem in alten kommunistischen und katholischen Hochburgen. Die Grafschafter Presse indes mühte sich redlich mit zahlreichen Artikeln, die Bevölkerung zum Urnengang zu bewegen, wozu auch Wahlaufrufe des Landrats oder hoher Politiker der NSDAP gehörten.

In der Grafschaft beteiligten sich 94,2 Prozent der Wahlberechtigten am Urnengang. Nur 84,0 Prozent stimmten mit „Ja“, 13,0 Prozent mit „Nein“ und 2,4 Prozent votierten ungültig, wobei es in Emlichheim gut 25 Prozent waren oder im katholischen Wietmarschen rund 16 Prozent und im ebenfalls katholischen Drievorden rund 27 Prozent. In Echteler war die Abstimmung besonders knapp. 68 Menschen unterstützten Hitlers neue Machtstellung, 66 votierten gegen die Zusammenlegung der beiden Staatsämter. Aber natürlich gab es auch viele Dörfer, in denen die Zustimmung sehr groß war. In Hesepe etwa stimmte ein Wähler dagegen, doch 151 dafür. Ähnlich sah es in Hestrup aus.
Die „Reichstagswahl“ von 1936

Die nächste „Reichstagswahl“ gab es am 19. März 1936. Die Wahl fand vorzeitig statt, da inzwischen das Saarland aus französischer Obhut in das Reich zurückgekehrt war. Nach der Schlappe von 1934 intensivierte das Regime seine Propaganda zugunsten einer Stimmabgabe für die NSDAP und eine Wahlteilnahme.

Im Archiv der reformierten Gemeinde Schüttorf findet sich die Kopie einer Verfügung des Bentheimer NS-Landrats und alten Parteigenossen Hans Rosenhagen vom 28. März 1936 an die Mitglieder der Wahlvorstände in Schüttorf. Dort hieß es: Ein Stimmzettel ist deshalb nicht ungültig, weil der klare Wille des Abstimmenden auf eine andere Weise als durch Einsetzen eines Kreuzes bekundet ist oder weil der Stimmzettel keine Eintragungen aufweist. – Stimmzettel, die keinerlei Eintragungen aufweisen, sind daher als gültige Stimmen zu betrachten.

Da dies allen bisherigen Gepflogenheiten widersprach und viele reformierte Schüttorfer aus Protest gegen das Vorgehen des NS-Staats gegen ihren Pastor Friedrich Middendorf, einem bekannten Mitglied der oppositionellen „Bekennenden Kirche“, einen ungültigen Stimmzettel abgeben wollten, hatten Gemeindeglieder im Wahlvorstand ihrem Pastor diese Anweisung zugespielt. Middendorf protestierte offiziell und schriftlich gegen dieses Vorgehen, was die Partei noch mehr gegen ihn aufbrachte. Leere Stimmzettel, bislang immer als ungültig gezählt, galten nun reichsweit als gültig.

So votierten in der Grafschaft bei einer Wahlbeteiligung von 98,2 Prozent 99,1 Prozent für die NSDAP und nur 0,9 Prozent ungültig. In Emlichheim wurden 1,2 Prozent ungültiger Stimmen zugegeben, in Schüttorf waren es angeblich lediglich 0,9 Prozent. Daher titelte die „Schüttorfer Zeitung“ am 30. März 1936: Das ganze deutsche Volk hinter dem Führer! In der Stadt selbst hatten am Tag vor der Wahl große Kundgebungen mit Kapellen und Märsche durch die ganze Stadt die Menschen mobilisiert. Abends war in allen Gaststätten und großen Sälen die Hitlerrede zum Abschluss der Wahlarbeit gemeinsam in einer Rundfunkübertragung gehört worden.
Die „Reichstagswahl“ von 1938

Zur „Reichstagswahl“ vom 29. März 1938 hatte das NS-Regime die Mobilisierung der Wähler perfektioniert. Vor der Wahl hatte Hitler den Einmarsch in Österreich befohlen und die „Wahlen“ dienten nun auch als Zustimmungshandlung für die Schaffung des „Großdeutschen Reichs“. Allerdings war in der Grafschaft Bentheim die Stimmung getrübt, denn die Partei hatte die nationale Hochstimmung nach der Einverleibung Österreichs dazu genutzt, die Konfessionsschulen im Landkreis zugunsten einer staatlichen Einheitsschule aufzuheben.

Die Grafschafter Bevölkerung hatte sich in großer Zahl in der Zeit der Weimarer Republik für den Erhalt der hier dominierenden evangelischen und katholischen Konfessionsschulen eingesetzt. So blieb deren Aufhebung nicht ohne Kritik und Widerstand im Landkreis. Am Beispiel Schüttorf soll nun gezeigt werden, wie die Partei mit all ihren Gliederungen die Bevölkerung zur Wahlurne schleppte, so dass die Verweigerung einer Wahl schwer möglich war.

In der ganzen Woche vor der Wahl fanden kleinere Wahlversammlungen zur Mobilisierung der NS-Verbände und der Bevölkerung statt. Höhepunkt war der Sonnabend. Die „Schüttorfer Zeitung“ berichtete am 30. März 1936, im genügenden zeitlichen Abstand vor der abendlichen Führerrede seien in Schüttorf auf dem Kuhmarkt die Formationen und Gliederungen der Partei sowie die andern Vereine zu einem großen Demonstrationszug zusammengetreten. Vier große Kapellen lieferten dazu wuchtige Marschmusik.

Nach einem Zug durch die verschiedenen Stadtteile hielt der NSDAP-Ortsgruppenleiter Arnold Horstmeier eine einpeitschende Wahlrede auf dem Marktplatz an die riesige Menge. In den verschiedenen Lokalen der Stadt folgte man der Uebertragung der gewaltigen Führerrede, die allen ein unvergleichliches Erlebnis wurde. Wie ein Schwur und Dank zugleich sang man am Schluß in unerschütterlichem Willen und gläubiger Tiefe das niederländische Dankgebet.

In Nordhorn sprach vor Tausenden von Zuhörern der Gauleiter Carl Röver aus Oldenburg, wozu große Märsche der SA durch die Wohngebiete stattfanden und Sonderzüge ankamen.
Am Sonntag bemühten sich die Parteigliederungen, alle Wahlberechtigten schon ganz früh an die Wahlurne zu bringen. Der Wahltag begann in Schüttorf früh morgens mit durch ein großes Wecken durch vier Kapellen, mahnend des großen Tages und der Verpflichtung aller Volksgenossen. Die Hitler-Jugend wandte sich mit Sprechchören an die Wählerschaft.

Gegen Mittag erkletterte die Kriegerkameradschaftskapelle den Turm der reform. Kirche und ließ von der Umrandung aus ihre Weisen über unsere Stadt erschallen, während die Werkskapelle im Stadtteil „Hinter der Bahn“ ein Platzkonzert gab. Bereits vor 9 Uhr sammelten sich vor den Wahllokalen ganze Reihen von Wählern, um ihrer Wahlpflicht zu genügen. Vor einzelnen Lokalen mußten sie teilweise Schlange stehen. Bereits in den Mittagsstunden stand fest, daß der größte Teil der Wähler das Wahlrecht ausgeübt hatte.
Während der Nachmittagsstunden wurden die letzten Wähler, Kranke und Schwache, durch die NSKK-Fahrer mit ihren Autos in die verschiedenen Wahllokalen gefahren.

Üblicherweise wurde dabei in den Wählerlisten nachgesehen, wer bis Mittag noch nicht gewählt hatte, so dass dann diese Personen von Parteimitgliedern aufgesucht wurden, um sie an ihre „Wahlpflicht“ zu erinnern, sei es in Form von HJ-Sprechchören vor dem Haus oder durch Angehörige des „Nationalsozialistischen Kraftfahrer-Korps“ (NSKK), die alte und kranke Personen zur Wahlteilnahme per Auto nötigten.

So beteiligten sich 99,1 Prozent der Grafschafter Wahlberechtigten an diesem wie üblich nicht ganz freiwilligen Urnengang, wobei 94,0 Prozent die Schaffung des „Großdeutschen Reiches“ unterstützten, 5,8 Prozent mit „Nein“ stimmten und 0,2 Prozent einen ungültigen Wahlzettel abgaben. Aus der Reihe fiel jedoch Schüttorf, wo 11,3 Prozent mit Nein votierten und weitere 0,8 Prozent ungültig stimmten – die Quittung für die zwischenzeitliche Vertreibung des Pastors Middendorf aus seiner Gemeinde.

Auch in Emlichheim war die Empörung über die Schulpolitik groß. Hier votierten 12,6 Prozent mit Nein, in Wietmarschen 10,0 Prozent und im altreformierten Echteler gaben die nationalsozialistischen Stimmauszähler sogar 26,6 Prozent (von den gültigen Stimmen, die anderen Werte sind auf Dorfebene nicht angegeben) Nein-Stimmen zu. Auf Reichsebene unterstützten 99,1 Prozent die Regierung, weshalb die „Schüttorfer Zeitung“ vom 11. April 1933 auf dem Titelblatt nach diesem Wahlergebnis für den Führer meldete: Der größte Tag der deutschen Geschichte – Triumph der Volksgemeinschaft. Im Krieg verzichtete dann das NS-Regime auf weitere „Wahlen“ und Abstimmungen“ zur Legitimierung seiner Herrschaft.
zurück
Share by: